Michael Feil Architekten

ALTERSGERECHTES WOHNEN

 

Die Genossenschaft 9Bürger eG i.G. plant ein Wohnprojekt als Angebot an Seniorinnen und Senioren, die den Lebensabschnitt im Alter gemeinschaftlich gestalten möchten. Das Haus soll durch eine konsequente barrierefreie Planung die Bewohner dabei unterstützen, möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Der Entwurf fügt sich in das Gelände ein und vermittelt trotz der Großform in seiner Höhenentwicklung zwischen den verschiedenen Baukörpern der Umgebung. Charakteristisch für die Wohnanlage ist der bewusst gesetzte Baukörper, der inmitten einer Streuobstwiese liegt und von einem flachen, weit überkragenden Pultdach überdeckt wird.
Kernstück des Entwurfs ist ein zweigeschossiger zentraler Innenhof, der von überdeckten Laubengängen gefasst wird und über den alle Wohnungen und sämtliche gemeinschaftlichen Räume erschlossen werden. Durch seine Öffnung in die Umgebung werden die Außenräume wichtiger Bestandteil des gemeinschaftlichen Wohnens. Der Hof bildet das grüne Wohnzimmer für die Gemeinschaft, er wird Treffpunkt und Kommunikationsort, der Erholung ermöglicht, Identität stiftet und zu zufälligen Begegnungen einlädt.
Die Übergänge zwischen Landschaftsraum, Innenhof und Loggien erfolgen fließend. 
Am Schnittpunkt zwischen vertikaler und horizontaler Erschließung werden der Gemeinschaftsraum, die Küche und alle öffentlichen Räume angeordnet. Sie stärken diesen zentralen Ort, sichern so dessen sozioräumliche Bedeutung und definieren das gemeinschaftliche Wohnen. 
Großer Wert wurde auf die individuelle Kennung und räumliche Unverwechselbarkeit der Erschließung der privaten Wohnungen gelegt, so dass ein hohes Maß an Orientierung und Wiedererkennung gegeben ist. Nischen gliedern die überdachte Laubengänge, können individuell gestaltet werden und bieten durch ihre Großzügigkeit zusätzliche Freiflächen mit hoher Aufenthaltsqualität und zwangloser Kommunikation.
Regionale Architektur zeichnet sich durch Materialechtheit aus und generiert eine hohe Authentizität in lokaler, geschichtlicher Kontinuität. Vor dem Hintergrund einer zunehmend komplizierten Bautechnologie mit entsprechend kosten- und zeitintensiven Bauprozessen schlagen wir ein Konzept des einfachen Bauens mit regionalen Baustoffen vor. 
 
 
 
 

STADTVILLEN WITTELSBACHERSTRASSE, REGENSBURG

 

An der Nahtstelle zwischen dem englischen Landschaftsgarten um das Dörnbergpalais und der Fürst-Anselm-Allee liegt das zu bebauende Grundstück. Die um 1860 südwestlich der Regens- burger Altstadt errichteten Villen sollen um weitere Wohngebäude entlang der Wittelsbacher Straße ergänzt werden.

In selbstverständlicher Weise versucht der Entwurf nach Abbruch der bestehenden Bebauung einen Lückenschluss zwischen der nördlich gelegenen Reihe historistischer Einzelvillen und der dominierenden mehrflügeligen Anlage eines Wohn- und Geschäftshauses im Süden des Baugrundstücks.

Wie die vorhandene Bebauung, sind die beiden neuen Baukörper auf den Verlauf der Wittelsbacher Straße hin ausgerichtet. Sie reagieren in ihrer Gebäudehöhe und -tiefe auf die prägende Reihe traufständiger Einzelhäuser. Analog des historischen Bestands werden diese beiden ‚Stadthäuser‘ um drei ‚Gartenhäuser‘ im rückwärtigen, westlichen Teil ergänzt. In ihrer Maßstäblichkeit und Richtung knüpfen sie an den Bestand an und folgen in ihrer Positionierung den locker eingestreuten Einzelhäusern zwischen straßenbegleitender Bebauung und grüner Parkkulisse. Die Baukörper selbst staffeln sich in ihrer Höhenentwicklung.

Der Entwurfsidee folgend werden für die Stadthäuser und die Gartenhäuser unterschiedliche Gebäudetypologien entwickelt. Entsprechend den Anforderungen des Auslobers kann so die angestrebte Mischung unterschiedlicher Wohnungsgrößen und Wohnformen erreicht werden. Die Fassaden beider Gebäudetypen gleichen sich in ihrer Konstruktion, unterscheiden sich je- doch in Oberfläche, Material, Farbigkeit und auch ihrer Detailausbildung.

Die Fassadengestaltung der Stadthäuser orientiert sich dabei an der Reihe der historistischen Villen mit ihren plastisch ausgebildeten Fassaden. Im Sinne eines Weiterbauens werden hier die horizontalen Fassadengliederungen durch Versprünge in den einzelnen Geschossen weitergeführt und die Öffnungen in ihrer Größe und Proportion wieder aufgegriffen. Die Gestaltung der Gartenhäuser unterscheidet sich dazu. Zwar schaffen die geputzten Fassaden und die metallgedeckten Walmdächer eine Einheitlichkeit, doch reagieren die drei Gebäude durch die Fensteröffnungen und die Gestaltung der Fassaden auf ihre Lage im Grünen und die direkt zugeordneten Privatgärten. Die beiden Gartenfassaden erhalten eine über die gesamte Höhe angebrachtes Holzspalier, das auf diese Weise den Bezug zum Garten verdeutlicht. Durch die verschiedene Ausrichtung der drei Baukörper entsteht so ein abwechslungsreiches Fassadenspiel.

 

 

 

 

FASSADE SUPERMARKT

 

Der Neubau des REWE-Marktes besetzt selbstbewusst als zweigeschossiger Baukörper die Ecke Prüfeninger Straße – Lilienthalstraße. Durch die Dimensionen und das Heranrücken des Gebäudes bis fast an die Grundstücksgrenzen erhält der Kreuzungspunkt durch den geplanten Neubau eine sichtbare Dominante an der Prüfeninger Straße. 

Aufgabe war es, auf Grundlage der zur Verfügung gestellten Planung für das neue Nahversorgungszentrum eine der Bauaufgabe und dem Ort angemessene Lösung zur Fassadengestaltung zu finden. Die REWE-Märkte stehen für Frische, Regionalität und ein hochwertiges Produktangebot. Diese Leitbilder sollen auch nach außen sichtbar werden. 

Die Fassade leitet sich von den klassischen Elementen eines Hauses – Sockel, Fassade, Fenster – ab und transformiert sie auf die Bauaufgabe. Geplant ist, die gesamte Stahlbetonkonstruktion zu verputzen. Ein farbig eingefärbter Sockel schafft den Übergang zu den umgebenden befestigten Flächen und fasst die Wandflächen, die Ladezone und die Stützen der Parkgarage in Materialität und Farbigkeit zusammen. 

Eine Hülle aus feinen, dicht aneinandergereihten Lärchenholzleisten umgibt alle vier Fassadenflächen. Sie gliedern und schaffen Struktur, Rhythmus und Maßstab.
Durch Dimensionen der Holzstäbe und den Abstand zueinander und zu den dahinterliegenden farbigen Putzflächen entsteht Tiefe und Leichtigkeit. Ihre Feinheit und Materialität lassen ein vom Tageslicht abhängiges, sich ständig veränderndes Licht- und Schattenspiel erwarten. Je nach Blickwinkel und Geschwindigkeit des Betrachters – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto – wechselt Perspektive und Durchblick und ändert so das Erscheinungsbild des Gebäudes. 

Die annähernd geschlossenen Fassadenflächen werden an der Nord- und Ostseite geöffnet. Große Glasflächen geben einen Blick in das Innere des Marktes frei und zeigen das Angebot des neuen REWE-Markes. Große Rahmen fassen diese Verglasungen und bilden auf diese Weise wirkliche „Schaufenster“. Mit einer Hinterleuchtung des Zwischenraums zwischen Gebäude und Hülle kann das neue Nahversorgungszentrum nicht nur tagsüber, sondern auch in den Abend- stunden attraktiv und öffentlich wirksam in seine Umgebung wirken. 

Holz ist durch seine positive Konnotation Zeichen für Regionalität, Ressourcenschutz und Nachhaltigkeit und verkörpert auf diese Weise die Philosophie der REWE-Gruppe. Durch die vorgeschlagene Fassadengestaltung wirkt der neue REWE-Markt individuell und setzt an einem städtebaulich wichtigen Standort ein Zeichen für ein attraktives Einkaufserlebnis. 

 

 

 

 

WOHNUNGSBAU BÄCKERGASSE, REGENSBURG

 

Die Bauaufgabe des Wohn- und Geschäftshauses wird durch komplexe örtliche Rahmenbedingungen, einer abgesenkten Ecklage an der verkehrsreichen Frankenstraße sowie einer heterogenen Nachbarbebauung, bestimmt. Als klar gesetzter, freigestellter Körper rückt das Bauwerk von der denkmalgeschützten Bebauung im Norden ab, stellt einen rücksichtsvollen Bezug her und bildet eine attraktive, schallgeschützte Freifläche aus. Als Teil der Frankenstraße orientiert sich das Gebäude volumetrisch an der übrigen Hauptstraßenbebauung und bildet somit straßenseitig fünf Geschosse aus. Ein differenzierte Umgang mit Wintergärten und Loggien sorgt für eine abwechslungsreiche, unaufgeregte Fassadengestaltung. Gleichzeitig bilden die unterschiedlichen Freibereiche Pufferzonen aus und bewältigen somit die Lärmproblematik der durchgesteckten Wohnungsgrundrisse. Eine sensible und sorgfältig durchdachte Tektonik rundet mit einer hochwertigen Materialität das künftige Wohn- und Geschäftshaus ab.      

ALTES RATHAUS, REGENSBURG

BARRIEREFREIE ERSCHLIESSUNG DES REICHSSAALS

 
Über Jahrhunderte hinweg hat das Alte Rathaus von Regensburg zahlreiche Veränderungen erlebt. Der um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Kernbau wuchs durch An- und Umbauten des 14. bis 18. Jahrhunderts zu einem umfangreichen Baukomplex. Der Reichssaalbau, 1360 als Tanz- und Festsaal der Freien Reichsstadt errichtet und von 1663 bis 1806 Sitz des Immerwährenden Reichstags, sollte eine barrierefreie Erschließung an der Westseite erhalten.
Nach dem Neuordnungsvorschlag von Prof. Hans Döllgast erfolgte ein Abbruch der Neben- und Rückgebäude, unter dem Areal wurde eine Tiefgarage errichtet und mit der Öffnung des Fechthofs zur Baumhackergasse wurde ein neuer Platz geschaffen. Heute dient der Hof lediglich der Zulieferung und als temporärer Stellplatz für den Lieferverkehr und Fahrräder. Eine adäquate Nutzung und Belebung des Ortes fehlt.
Aufgabe war es, einen angemessenen Gestaltungsvorschlag für die Errichtung einer Aufzugs- und Treppenanlage im Fechthof zu erarbeiten.
In der Tradition von Profanbauten der Spätgotik und Renaissance wird eine Wendeltreppe als eigenständiges, funktionsgebundenes Element vor die Fassade gesetzt. Eine Skulptur, die aus ihrer Bestimmung heraus, aus den Bedingungen vor Ort entwickelt wurde. Gleich einer Plastik wird sie in ihrer Präsenz dem Fechthof eine Identität geben. Keine vordergründige Transparenz, kein Kontrast zum Bestand, sondern eine Gestalt, die - reduziert auf das Notwendige - ihre Aufgabe und ihre Zeit nicht leugnet. Der Fechthof ist durch wenige Materialien geprägt. Bruchrauhes Granitpflaster, farbige Putzfassaden, handwerkliche Baudetails – Werksteine und Spolien aus heimischen Kalkstein, Holzfenster, Metallgitter – definieren den Ort.
Unser Entwurf führt die Einfachheit des Ortes fort: Auf einem Sockel aus Kalkstein sitzt ein zylindrischer Körper, der den Aufzug aufnimmt. Eine Treppe windet sich mit Zwischenpodesten um ihn herum. Ein Steg überbrückt die Distanz zwischen Aufzug und dem Zugang zum Nebenzimmer des Reichssaals. Sämtliche Metalloberflächen sind aus brünierter Baubronze gefertigt. Ein Material, das sich durch die Bewitterung und seine Benutzung ändern wird. Es zeigt die Spuren des Gebrauchs, lebt durch das Material und schimmert sanft im Sonnenlicht.